Reisebericht 2012

Hallo liebe Freunde, Unterstützerinnen und Unterstützer! Meine Namibia Reise ist leider schon wieder vorbei, aber bevor ich über meine Eindrücke berichte habe ich erst mal eine tolle Nachricht aus Windhoek: Simson hat seine Diplom Prüfung in „Public Relations“ bestanden. Er wird sie bei einer Feierlichkeit am 25. April überreicht bekommen, ich werde dabeisein und ich werde so stolz auf ihn sein!

Danke, danke und nochmals danke an alle, die zu diesem Erfolg beigetragen haben!

Simson wird voraussichtlich noch zwei Jahre weiterstudieren. Er hat jetzt ein Regierungsdarlehen bekommen, das allerdings nur einen Teil der Studiengebühr abdeckt. Wir werden ihm weiter unter die Arme greifen, denn er muss natürlich Unterkunft und Verpflegung bezahlen, und er braucht dringend einen Laptop für seine Studien.

Hier ein Auszug aus seinem Schreiben:

“Good afternoon and happy new year to you Mrs. Sabine and to you all my sponsors. I am doing great and happy to be back at school. So far I have registered for degree (honours) in Bachelor of Arts in media studies and I am still waiting for response from the ministry of education if I will be given a government $. I will be graduating for my diploma in public relations that I completed last, the graduation will take place this year in April. I am kindly asking for your support again from this year, for me to be able to continue and finish with my degree course.  
I promise to study hard and make you all proud and please Mrs. Sabine I am kindly inviting you and it will be my honour if you attend my graduation coming April please if you can make time for it.

Best wishes and greetings
Simson“

Auch stolz bin ich auf sein Engagement im Sport. Simson trainiert die Uni Fußballmannschaft. Hier der Zeitungsbericht über sein Engagement:

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Sakeus ist in seinem letzten Studienjahr. Er hat es – dank seiner guten Noten im vergangenen Jahr – geschafft, sein Stipendium zurück zu erlangen. Nun muss er dieses Jahr kräftig lernen und sich auf die Abschlussprüfung vorbereiten. Derzeit ist er auf der Suche nach einer Unterkunft in Windhoek. Simson durfte zurück ins Wohnheim auf dem Campus. Sakeus kämpft noch darum, dort auch einen Wohnheimplatz zu bekommen. Das wäre eine riesige finanzielle Erleichterung, da es in Windhoek keinen öffentlichen Nahverkehr gibt, sondern alle Wege mit dem Taxi gefahren werden müssen. (Und die Taxifahrer nützen das leidlich aus!!) Über die Weihnachtsferien waren die beiden Jungs in Outapi in ihrem Heimat- Kraal. Wir haben sie dort besucht, uns alle Renovierungsarbeiten zeigen lassen und mit ihnen Pläne geschmiedet.

Eine ganz große Überraschung für uns war, dass Sakeus Freundin, Josephine ein Baby bekommt. Er hat sie uns vorgestellt, er war auch bei ihrer Familie und hat sich zu der jungen Frau und dem Baby bekannt. Dennoch war das erst mal ein Schreck…aber Sakeus ist 28 Jahre alt und erwachsen genug um zu wissen, welche Aufgaben er nun hat. (Ha, somit werde ich sozusagen Oma, „Memekulu“ in Oshivambo)

Simson    Sakeus
Simson                                                        Sakeus

In Outapi hatte wir weitere sehr nette Begegnungen: Severina und Susanna, beides Lehrerinnen aus der staatlichen Schule in Anamulenge haben wir gesprochen. Die beiden haben fast alle Cheshire Home Kinder unterrichtet und wir haben einiges erfahren über das was die Kinder heute machen. Einige haben eine Familie, aber die meisten haben Arbeitsstellen im Ovamboland in Oshakati.

Eine ganz besondere Begegnung war das Wiedersehen mit Jonas. Er hatte in Cheshire Home zusammen mit Simson gelebt und war aber 2 Jahre vor ihm mit der Schule fertig gewesen. Jetzt unterrichtet er an der staatlichen Schule in Anamulenge. Er ist also dorthin zurückgekommen und bringt sein Wissen anderen bei, wo er selber seine schulischen Anfänge gemeistert hatte!

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Im Heim waren die Zustände leider sehr bedrückend. Die Gebäude sind in einem elenden Zustand. Die Hochwasserzeiten der vergangenen 4 Jahre haben zu einem schnellen Kaputtgehen beigetragen. Obwohl Gotthard und Mr Shalumbu alles aufgeräumt und zum Teil angestrichen hatte, war der Verfall deutlich zu sehen: Gerissene Wände, aufgequollende Böden, kaputte Türen und Fenster … ganz zu schweigen von den Sanitärbereichen.

Mit dem Kindermissionswerk in Aachen hatte ich verabredet, einen Projektantrag vorzubereiten um dann von dieser Seite aus einen Zuschuss zu einer gründlichen Renovierung zu bekommen. Den Antrag habe ich auch mit Mr. Shalumbu zusammen ausgefüllt. Allerdings fiel mir dann auf, dass neben der Kirche – auf dem Gelände der Missionsstation – Baumaßnahmen vorbereitet wurden. Auf meine Frage bekam ich zur Antwort, dass der Pfarrer hier eine neue Kirche bauen lässt. Das hat meine Motivation Gelder hier in Deutschland für eine Renovierung des Kinderheimes zu beantragen auf Null absinken lassen.

Ich hatte schon viel Ärger mit dem (indischen) Pfarrer, da er die behinderten Ovambo Kinder nicht für unterstützenswert hält und dies auch deutlich artikuliert.

Nach Gesprächen in Natl Office in Windhoek bin ich so verblieben, dass der Bischof sich zu der Thematik äußern muss. Ich werde keine Unterstützung einer Renovierung vorantreiben, wenn nicht seitens der Kirche und des Bischofs klare Aussagen in Richtung des indischen Pfarrers getroffen werden und uns eine finanzielle Unterstützung bei der Renovierung des Heims zugesagt wird. Sollte er sich nur vage äußern sind wir so verblieben, dass wir schauen müssen, dass unsere Heimkinder einen Schulabschluss schaffen, aber dass wir keine neuen Kinder aufnehmen lassen. Traurig aber leider nicht zu vermeiden.

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Wir haben nicht alle Kinder im Heim angetroffen, da die Ferien einen Tag nach unserer Ankunft begonnen hatten. Für alle Kinder haben wir Hygieneartikel und Schulsachen gekauft. Gotthard wird die Sachen nach den Ferien den Kindern geben. Für Gabriel haben wir die Reparatur seines Rollstuhls finanziert, für Matteus haben wir ein verlorenes Schulbuch ersetzt. Für Elizabeth habe ich nochmals Kontakt aufgenommen mit der Physiotherapeutin in Oshakati, denn das Mädchen hat noch immer keine passende Prothese erhalten. Kristina hat inzwischen ihre Ausbildung bei der Polizei beendet und arbeitet als Polizistin. Gelasius studiert mit Hilfe von Verwandten und einem Stipendium.

Mr Kallippi, der (strenge und desinteressierte) Rektor der kirchlichen Schule ist seit kurzem im Ruhestand. Es war noch nicht sicher, wer seine Nachfolge antreten wird. Ich hoffe für alle Kinder, dass sich jemand findet, der sich der Verantwortung speziell auch für die behinderten Kinder mehr bewusst ist. Gotthard der Hausmeister hat wieder einige Geschichten erzählt, die diese Verantwortungssteigerung notwendig erscheinen lassen!

Tonateni in Oshakati haben wir nicht besucht. Der für das Projekt verantwortliche Pfarrer in Windhoek war ein Jahr in Kenia, der bisher verantwortliche Chef vor Ort hatte die Stelle gewechselt und wie ich schon im letzten Bericht erzählt hatte, war Schwester Theolidis sehr schwer erkrankt. Sie ist im vergangenen Jahr verstorben. Nun muss in Tonateni ein Neubeginn organisiert werden.

Sabine Blessing