Reisebericht 2011

Gleich zu Beginn erst einmal ein gutes Neues Jahr und vielen herzlichen Dank an alle, die unser Tun unterstützen!

Unseren beiden Studenten Simson und Sakeus geht es gut.

Sakeus hat uns zwar gleich zu Beginn der Reise mit seinem Anblick überrascht. Er war in Windhoek überfallen worden. Die Räuber haben ihm einen Frontzahn ausgeschlagen, da er sein Geld nicht hatte hergeben wollen. Nun hat er weder Zahn noch Geld, aber er ist guter Dinge. Ich habe ihn gebeten, mit „Zahnärzte ohne Grenzen“ Kontakt aufzunehmen in der Hoffnung, dass ihm jemand mit einer zahnärztlichen Behandlung helfen wird.

Die Resultate seiner Prüfungen sind leider noch nicht bekannt, er wird uns informieren. Mit diesen – hoffentlich wieder guten – Ergebnissen wird er sich erneut um ein Stipendium für das jetzige Studienjahr bewerben.

Über die Weihnachtsfeiertage musste er in Outapi seinen und Simsons Heimat- Kraal wieder herrichten. Sie hatten den Kraal während des Studienjahres untervermietet und die Mieter sind gar nicht pfleglich damit umgegangen. Wir haben ihnen 1000.-N$ zur Renovierung gegeben.

rb-2011-3Sakeus zeigt mir, wie Hirse gestampft wird

Simson musste im Januar noch eine Prüfung nachschreiben, die er im vergangenen Studienjahr nicht bestanden hatte. In Kürze wird er beim „National Disability Board“ ein studienbegleitendes Praktikum beginnen. Für das Praktikum erhält er keine Vergütung, allerdings bekommt er Fahrgeld. Das ist wichtig, denn in Windhoek gibt es keinen öffentlichen Transport und die Menschen benötigen viel Geld für Taxi Fahrten.

Dank einer ehemaligen Kolleginn von Birgit, die mit ihrer Familie in Oshakati lebt und arbeitet ist es gelungen, gegen Simsons voranschreitende Deformierung der Wirbelsäule ein Korsett anzupassen. Er soll dieses in der Klinik in Windhoek bekommen und von dort auch beim Tragen überwacht werden.

Er wird ein weiteres Studienfach zu „Public Relations“ belegen, nämlich „Social Work“. Seiner Einschätzung nach ist das eine in Namibia gefragte Kombination.

Ich hoffe das auch!

Beide werden uns über ihre Studienergebnisse auf dem Laufenden halten.

Für das Jahres 2012 werden wir den beiden Jungs eine Wohnung in Windhoek finanzieren. Sie können nicht mehr im Studentenwohnheim wohnen und dank der Hilfe von Teresa Smit (Cheshire Homes Natl Office) haben sie ein kleines behindertengerechtes Flat in einer sicheren Gegend in Windhoek gefunden.

rb-2011-5Simson

Kristina ist inzwischen zufrieden mit ihrer Ausbildung bei der Polizei. Diese dauert noch bis zum Ende des laufenden Jahres, daher gibt es derzeit keinen Handlungsbedarf.

Gelasius hat wohl ziemlich sicher seinen Schulabschluss gut bestanden, aber auch seine Noten sind noch nicht bekanntgegeben worden. Eine schriftliche Stellungnahme seiner Lehrerin, Elizabeth Shatilwe lautet:

„he is a very hard working learner, who passed with excellent results throughout his school attendance“

„he is talented and has a good behavior“

Gelasius Eltern sind arbeitslos, er hat weitere 7 Geschwister. Durch die Vermittlung von Cheshire Homes und seiner Lehrerin war er während unseres Besuchs bei einem Interview bei Namibia Telecom. Wir hoffen, diese unterstützen seinen Studienwunsch finanziell. Dann werden wir sehen, was für ihn noch getan werden muss.

(Niemals wurde Simson „good behavior“ bestätigt. Gutes Benehmen war nie seine Stärke, aber in Namibia wird gutes Benehmen bei Behinderten mit fast schon devotem Verhalten gleichgesetzt und devot ist Simson nun wirklich nicht)

Traurig war, zu hören, dass Simon im vergangenen Jahr gestorben ist. Simon war viele Jahre in Cheshire Homes. Er war sehr stark behindert, konnte nur auf dem Bauch liegen und hatte verdrehte, verkürzte Extremitäten, aber er war stets die „Stimmungskanone“ im Heim gewesen. Er ist nach einer kurzen Erkrankung im Haus seiner Verwandten Ende August verstorben.

In Cheshire Homes Anamulenge hat sich die Situation beruhigt. Das Team – bestehend aus Mr Shalumbu, Mr Kallippi, Schwester Rosalie und Gotthard – kümmert sich um die Schule und die Kinder. Die nach dem letzten Hochwasser verbliebenen Schäden waren weggeräumt, die kaputte Wasserleitung war repariert, so dass es wieder fließendes Wasser im Heim gibt. Das ganze Areal war deutlich ordentlicher und gepflegter und es gibt Kostenvoranschläge für eine Gesamtrenovierung. Dazu werde ich mit dem Kindermissionswerk Kontakt aufnehmen.

Von den Spenden der Klasse 4b der Hans Multscher Schule Ulm haben wir Handtücher, Seife, Waschmittel und Schulsachen für die behinderten Kinder in Anamulenge gekauft. Als besonderes Weihnachtsgeschenk gab es dann von diesem Geld auch noch ein paar Süßigkeiten!

rb-2011-4Geschenkeverteilen in Anamulenge

Tonateni in Oshakati war wie immer beeindruckend. In diesem Projekt arbeiten unzählige Ehrenamtliche. Es dient der Unterstützung von Personen und ganzen Familien, in denen HIV Infizierte und Erkrankte leben. So zum Beispiel: Pflege in der Familie, Prävention, HIV Tests, Gruppenarbeit mit Infizierten und die „Suppenküche“ für Kinder aus betroffenen Familien.

Lt. der Statistik von Efraim Ipinge, dem Leiter der Einrichtung waren im Jahr 2011 700 Frauen und 85 Männer ehrenamtlich im Einsatz im Bereich Pflege. Sie haben 2171 weibliche und 630 männliche Klienten betreut. 7299 Kinder wurden durch die Aktivitäten des Programms „Waisen und verwundbare Kinder“ unterstützt.

Allein in den Suppenküchen werden 810 Kinder versorgt. Es gibt die tägliche Mahlzeit im Tonateni Center und 2 – 3 mal pro Woche wird die mobile Suppenküche in der Region aktiv. Suppenküche bedeutet nicht nur eine Versorgung mit Nahrung, sondern es wird geschaut, ob die Kinder in die Schule gehen können, das oft fehlende Schulgeld wird bezahlt, Schuluniformen und Hefte etc – wenn nötig – werden gekauft. Dieses Suppenküchen- Projekt soll feste Plätze bekommen in den Dörfern der Umgebung und sich so dort noch mehr etablieren um bessere Hilfe für die Kinder anzubieten. Dafür hatte ich schon nach meiner letzten Reise geworben. Das schlimme Hochwasser im Frühjahr 2011 hatte leider zum Teil die Versorgung unterbrochen, da viele Dörfer nicht mehr erreichbar waren.

Viel viel schlimmer noch ist allerdings die schwere Erkrankung der verantwortlichen Schwester Theolidis. Von Schwester Theolidis habe ich mich verabschieden müssen, das war sehr traurig. Es wird für sie keine Heilung geben und ich bin mir sicher, dass ich sie bei meinem nächsten Besuch nicht mehr sehen werde. Ihre Arbeit wird nun von einer neuen Schwester übernommen werden. Diese scheint im Stil ihrer Vorgängerin zu arbeiten, das ist gut.

Wir freuen uns über jede Unterstützung, wir werden weiter über die Hilfen berichten und selbstverständlich auch mit den Menschen in Namibia in Kontakt bleiben.

Viele Grüße

Sabine Blessing